Digitale Technologien, wie beispielsweise VR oder AR, treiben die Optimierung voran, steigern die Effizienz und senken die Kosten und die Umweltbelastung. Während die fortschrittlichen Volkswirtschaften auf die neue industrielle Revolution – auch bekannt als „Industrie 4.0″ – zusteuern, bleibt der Bausektor einer der am wenigsten digitalisierten Bereiche.
Mit Ausgaben von weltweit rund zehn Billionen US Dollar für baugewerbliche Güter und Dienstleistungen stellt das Baugewerbe eine der größten Branchen der Welt dar. Aber: diese Branche ist kaum digitalisiert. Findet auch in der weiteren Entwicklung Kundenkontakt ausschließlich in Geschäfts- und Verkaufsräumen statt, jedoch nicht im Internet, werden die negativen Folgen gravierend sein. Große Projekte brauchen oft 20 Prozent länger als geplant und liegen laut McKinsey bis zu 80 Prozent über Budget. Somit belasten sie auch die Gewinnmargen, die ohnehin im Branchenvergleich zu den niedrigsten gehören.
Augmented Reality (AR), zu deutsch auch als „erweiterte Realität“ bezeichnet, ist eine Technologie, die computergestützt eine umfänglichere Realitätswahrnehmung ermöglicht, indem sie zum Beispiel Bilder oder Videos mit computergenerierten Zusatzinformationen anreichert. Die interaktive Erfahrung kann durch visuelle Elemente ebenso vermittelt werden wie durch andere Sinneseindrücke (z. B. Hören, Berühren oder Riechen). Ähnlich wie beim Spielen eines Videospiels nutzen die Verwender dazu ein AR-fähiges Gerät, mit dem aus dem Blickwinkel des Anwenders auf das Objekt geschaut wird, zu dem die virtuellen Zusatzinformationen geliefert werden sollen.
Im Bauwesen ermöglicht Augmented Reality die Kombination von virtuellen Architekturentwürfen mit tatsächlichen Gegebenheiten auf einer Baustelle. Die drei im Folgenden dargestellten Anwendungen von Augmented Reality im Bauwesen vermitteln einen ersten Eindruck, wie diese Technologie die Zukunft der Branche verändern kann.
1. Anreicherung von Projektvisualisierungen
Mittels AR-fähigem Gerät – wie einem Smartphone oder einem Tablet – wird dem Anwender quasi ein „Röntgenblick“ ermöglicht und er kann sich nicht sichtbare Elemente, beispielsweise das „Innenleben“ einer Wand, darstellen lassen. Vom Grundgerüst eines Gebäudes bis hin zur Platzierung von Bohrlöchern hat man auf diese Weise sowohl den Überblick als auch die Kontrolle über alle Aspekte des Bauprozesses. Diese ganzheitliche Perspektive beseitigt Unklarheiten und ermöglicht ein schnelleres und kosteneffizienteres Vorgehen in den Projekten.
Augmented Reality verfügt über einige ungeahnte Qualitäten und bietet Möglichkeiten, die über diejenigen von 3D-Modellen hinausgehen. Dadurch kann man sich vor unangenehmen Überraschungen schützen, bevor diese überhaupt auftreten.
Dank Augmented Reality können Bauleiter ihre Projekte bis ins kleinste Detail überwachen, und selbst Innenarchitekten können davon profitieren.
2. Mit Augmented Reality die Zusammenarbeit im Team auf die nächste Stufe bringen
Baustellen können chaotische, unübersichtliche und lärmintensive Orte sein. Der komplexe Prozess beim Hochziehen eines Gebäudes erfordert viele verschiedene Kompetenzen, sowohl auf der Baustelle selbst als auch außerhalb dieses Bereichs. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass es bei Bauprojekten zahlreiche Herausforderungen im Hinblick auf die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Gewerke gibt und teilweise Bereiche sogar getrennt voneinander agieren.
Dank der erweiterten Realität können die Mitarbeiter diese Lücken minimieren und eine effizientere Zusammenarbeit im Team fördern. Die Außendienstmitarbeiter können AR-erweiterte Notizen, Video-Beiträge und andere relevante Daten schnell auch an weit entfernt arbeitende Kollegen senden. So können sie potenzielle Probleme aus dem Weg räumen, sich gegenseitig beratend unterstützen und kostspielige Fehler, die die Bauprojekte belasten würden, vermeiden.
Durch die Arbeit mit detailgetreuen, realitätsnahen AR-Modellen können alle Projektbeteiligten anhand konkreter Fakten planen und müssen sich nicht weiter auf Vermutungen verlassen. So können alle Teammitglieder sich auf das Einbringen ihrer Stärken und Kernkompetenzen konzentrieren und das Optimum aus dem Bauprojekt herauszuholen.
3. AR zur Erhöhung der Sicherheit am Arbeitsplatz
Die Gewährleistung der Sicherheit am Arbeitsplatz ist allen ein Anliegen und zugleich eine ständige Herausforderung. Auf Baustellen passieren Unfälle jedoch häufiger als in den meisten anderen beruflichen Umfeldern. In den Vereinigten Staaten beispielsweise sind 20 Prozent aller Todesfälle Arbeitsplätzen im Bausektor zuzuordnen.
Augmented Reality kann dazu beitragen, diese Zahlen zu reduzieren. Sie kann den Teams helfen, Sicherheitsrisiken bereits vor Arbeitsbeginn zu identifizieren und in der Folge zu eleminieren.
Auch Beschäftigte an potenziell gefährlichen Maschinen können AR nutzen, um zu lernen, wie sie sicher bedient werden können. Augmented Reality spart dadurch nicht nur Zeit, da mit ihrer Unterstützung diese Vorgänge schneller erlernen werden können. Vielmehr minimieren Maschinenführer aufgrund der intensiven Vorbereitung auch das Risiko, sich selbst oder andere zu verletzen.
Erweiterte Realität zur Bewältigung von Produktivitätsproblemen
Laut McKinsey ist die Produktivität im produzierenden Gewerbe, im Einzelhandel und in der Landwirtschaft seit 1945 um bis zu 1.500 % gestiegen. Die Produktivität im Baugewerbe hingegen ist nahezu unverändert.
Für zukünftiges Wachstum und Nachhaltigkeit ist es in dieser Branche, die ca. 13 % des weltweiten BIP ausmacht, daher unerlässlich, sich mit digitalen Technologien und deren Einsatzmöglichkeiten zu befassen.
Augmented Reality verbindet Theorie und Praxis nahtlos miteinander. Dank ihrer multisensorischen Funktionen und der Eignung, virtuelle Entwürfe mit der Realität auf einer Baustelle zu kombinieren, bietet die erweiterte Realität eine einzigartige Möglichkeit, alle Prozessbeteiligten bei der Bewältigung der Herausforderungen dieses Sektors zu unterstützen.