Für die meisten Architekten wird der kreative Prozess durch eine Kombination aus Leidenschaft und Ehrgeiz angeheizt. Sie träumen davon, ihre Spuren in der Welt zu hinterlassen und Bauwerke zu schaffen, die ihre Visionen und ihr Können unter Beweis stellen, ein dauerhaftes Vermächtnis für kommende Generationen.
Doch der Weg vom Plan zur Wirklichkeit ist oft mit unvorhergesehenen Hindernissen gepflastert. Die Träume, die Bauprojekte antreiben, können sich aus verschiedenen Gründen in Luft auflösen. Finanzielle Belastung ist ein Hauptgrund, denn unvorhergesehene Kosten oder ein wirtschaftlicher Abschwung können ein Projekt zum Scheitern bringen, bevor es fertiggestellt ist.
Manchmal kollidieren ehrgeizige Pläne mit der Realität, mit technischen Schwierigkeiten oder Umweltbedenken, die den Bau zum Scheitern bringen. Auch politische Instabilität kann eine Rolle spielen, da Regierungswechsel oder soziale Unruhen den Projektfortschritt stören können.
Die folgenden fünf aufgegebenen Baustellen auf der ganzen Welt sind eine deutliche Mahnung an die Herausforderungen, die selbst die am sorgfältigsten geplanten Projekte betreffen können.
Ein „Hotel des Verderbens“ in Pjöngjang, Nordkorea
Im Herzen von Pjöngjang, Nordkorea, dominiert eine kolossale Pyramide aus Beton und Stahl die Skyline. Das „Hotel des Verderbens“ oder „Phantom-Hotel“, wie es auch genannt wird, ist das Ryugyong-Hotel. Es war als Leuchtturmprojekt des nordkoreanischen Fortschritts geplant, als höchstes Hotel der Welt mit luxuriösen Annehmlichkeiten, das internationale Gäste anziehen sollte. Anfang der 1990er Jahre wurde Nordkorea jedoch von wirtschaftlichen Problemen heimgesucht, die den Bau zum Stillstand brachten.
Das Ryugyong bleibt unvollendet, und laut Business Insider würde die Fertigstellung dieses kolossalen Projekts derzeit etwa 5 Prozent des nordkoreanischen BIP kosten.
Ein nie genutztes U-Bahn-System in Cincinnati, Vereinigte Staaten
Unter den belebten Straßen von Cincinnati liegt ein vergessenes Projekt begraben: Ein ungenutztes U-Bahn-System, das größte in den Vereinigten Staaten. Geplant in den frühen 1900er Jahren als Lösung für die zunehmende Verkehrsüberlastung, versprach das Projekt einen schnellen und effizienten unterirdischen Verkehr. Über zwei Meilen an Tunneln wurden gebaut, um Standard-U-Bahn-Wagen unterzubringen.
Das Projekt wurde jedoch von finanziellen Problemen geplagt. Das ursprüngliche Budget wurde aufgebläht, und die öffentliche Meinung änderte sich. Der endgültige Schlag kam mit der Weltwirtschaftskrise, die den Bau 1927 zum Stillstand brachte. Es gab zwar Diskussionen über die Wiederbelebung der U-Bahn oder die Umwidmung der Bauten, doch konkrete Pläne wurden daraus nicht.
Verlassene Traumschlösser in Mudurnu, Türkei
Eingebettet zwischen den sanften Hügeln der Westtürkei entsteht eine skurrile Fata Morgana: Hunderte von Miniatur-Schlössern, eingefroren in der Zeit. Burj Al Babas, das als luxuriöser Zufluchtsort mit Disney-ähnlichen Schlössern für wohlhabende Käufer aus der Golfregion geplant war, wurde Opfer finanzieller Probleme und der Kontroverse über seine Ästhetik.
Die Bauarbeiten begannen 2014, doch schon wenige Jahre später kam das Projekt ins Stocken. Es wurde wegen seines Designs kritisiert, das sich von der traditionellen osmanischen Architektur der Gegend abhebt. Umweltbedenken entstanden auch, verbunden mit einer Klage über die Entfernung von Bäumen und ökologische Schäden des Projekts. Jetzt stehen diese leeren Schlösser als eine eindringliche Erinnerung an die unerfüllten Versprechen des Ehrgeizes.
Eine Künstlerfestung in Gdansk, Polen
Mitten in der polnischen Landschaft gelegen, ist Schloss Lapalice kein typisches historisches Wahrzeichen. Anders als seine mittelalterlichen Vorbilder wurde der Bau 1979 vom Künstler Piotr Kazimierczak begonnen. Ihm schwebte ein großes Künstleratelier vor, ein Ort zum Schaffen und Inspirieren.
Der Traum von Kazimierczak war nicht geringer als prächtig. Er entwarf ein weitläufiges Anwesen mit einem Schwimmbad, einem Ballsaal und sogar einer Verteidigungsmauer. Zwölf Türme, die die Apostel symbolisieren, sollten sich aus dem Gelände erheben.
Finanzielle Engpässe und potenzielle rechtliche Probleme mit dem Grundstück verhinderten jedoch den Bau. Das einst versprochene Künstlerparadies steht nun als skelettartiges Monument da. Die örtlichen Behörden haben einen Abriss in Betracht gezogen, aber Schloss Lapalice bleibt bestehen, eine seltsame Mischung aus künstlerischer Vision und Verfall, die trotz Sicherheitsbedenken urbane Entdecker anlockt.
Eine verlassene „Stadt der Zukunft“ in der Inneren Mongolei in China
Aus den Ebenen der Inneren Mongolei kommend, wurde Ordos Kangbashi als futuristische Metropole geplant. Beflügelt durch den Kohleboom in den frühen 2000er Jahren wurde der Bau mit Hochdruck vorangetrieben. Es wurden großartige öffentliche Gebäude, Kulturzentren und breite Alleen geplant, um ein glänzendes städtisches Paradies zu schaffen. Ordos Kangbashi erhielt jedoch schnell den unrühmlichen Titel einer „Geisterstadt“.
Aufgrund des enormen Umfangs des Projekts wurde der großen Infrastruktur Vorrang vor Wohngebieten eingeräumt. Angesichts der riesigen leeren Flächen und der teuren Wohnungen erwies es sich als schwierig, Bewohner anzulocken. Bilder von menschenleeren Straßen schürten das Bild einer Geisterstadt.
Im Jahr 2010, beschrieb das TIME Magazin die Stadt als „eine neue chinesische Stadt, die abgesehen von den Menschen alles hat“. Obwohl die Bevölkerung Berichten zufolge langsam wächst, könnte es noch lange dauern, bis diese Stadt ihre ursprünglich geplante Einwohnerzahl von einer Million erreicht.